Textilwirtschaft muss im Kreislauf funktionieren | SOLARIFY

2022-12-20 11:31:48 By : Ms. Rita Li

Veröffentlicht am 30. November 20222. Dezember 2022 Autor gh

Impulse für passende Lösungen

Ob für den Heim- oder Bekleidungsbereich, im Bausektor oder beim Fahrzeugbau: Die globale Textilwirtschaft funktioniert überwiegend linear und verursacht mehr Treibhausgasemissionen als alle internationalen Flüge und der maritime Schiffsverkehr zusammen. Welche Innovationen können helfen, aus der linearen Wirtschaft eine Circular Economy zu machen? Wie kann eine Textilindustrie aussehen, die auf Langlebigkeit und Wiederverwendbarkeit setzt? Welche Produkte und Geschäftsideen können Verbraucherinnen und Verbraucher zur nachhaltigeren Nutzung von Mode motivieren? Auf der Suche nach Antworten begleitet und unterstützt die DBU die Textilbranche bereits seit Beginn ihrer Fördertätigkeit und bearbeitet das Thema aktuell innerhalb des Förderschwerpunktes #DBUcirconomy. Die drei nachfolgenden beispielhaften DBU-Projekte wurden im Oktober 2022 im Rahmen des KONGRESS BW, dem Ressourceneffizienz- und Kreislaufwirtschaftskongress des Landes Baden-Württemberg, vorgestellt.

Textilien – Anzüge – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Digitale Strickmanufaktur – Kleidung auf Bestellung

40 Prozent der weltweit produzierten Kleidung wird niemals verkauft, denn die Produktion erfolgt anhand von Vorhersagen und Erwartungen des Kundinnen- und Kundenverhaltens. Doch wie wäre es, wenn Kleidung erst dann produziert würde, wenn sie schon verkauft worden ist? Das war die Idee der Digitale Strickmanufaktur PoC GmbH, Krefeld. Die Gründer dieses DBU-geförderten Start-ups entwickelten einen Cloud-Service, der direkt mit dem Handel verbunden ist. So lassen sich individualisierte Kleidungsstücke bestellen, bei denen Größe, Farbe und Ausführung an die Kundenwünsche angepasst werden. Gefertigt werden die Kleidungsstücke an dezentralen Produktionsstandorten auf Strickmaschinen der Firma KARL MAYER STOLL Textilmaschinenfabrik GmbH. Offensichtlich für die Firma Karl Mayer Stoll eine Idee mit Zukunft, denn inzwischen wurde das Start-up in den Konzern integriert.

Erst probieren, dann produzieren dank 3D-Technologie

Wenn Produkte erst verkauft und dann nach Bedarf produziert werden sollen, wie gelingt es dann, das passende Bekleidungsstück auszuwählen? Ein Kooperationsprojekt der Assyst GmbH, Aschheim, und den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) zielt darauf, die gesamte Bekleidungskette auf Basis realer Produktdaten digital abbilden zu können – digital simulierte Materialien werden anhand digitaler Schnitte für dreidimensionale Avatare angepasst. Diese 3D-Visualisierungstechnologie hilft, den CO2-Fußabdruck bei der Bekleidungsproduktion zu reduzieren, indem sich Prototypen virtuell statt tatsächlich fertigen lassen. Ebenso können Kundinnen und Kunden virtuelle Kleidungsstücke aussuchen und mit individuellen Avataren anprobieren, noch bevor das erste Stück Stoff tatsächlich zugeschnitten wird. Das spart Überproduktion und Retouren.

Ohne Daten geht es nicht: Um Produktnutzungszyklen zu verlängern und neue Ansätze für Reparatur und ein hochwertiges Recycling zu finden, müssen Produktdaten erhoben und angeboten werden. Das Problem: derartige Daten fehlen bislang oder können nur mit hohem manuellem Aufwand bereitgestellt werden. Hier bieten drei Unternehmen Lösungsansätze: Die Global Textile Scheme GmbH aus Düsseldorf hat mit dem Global Textile Scheme (GTS) einen neuen Standard geschaffen, der ein offenes, durchgängiges End-to-End-Datenmodell und einen standardisierten Stammdatenkatalog beinhaltet. Das DBU-geförderte Berliner Start-up Circular fashion entwickelte mit der circularity.ID einen digitalen Produktpass, um den Lebenszyklus seines Kleidungsstücks nachzuvollziehen. Und die luxemburgische Firma +IMPAKT schuf mit dem Product Circularity Data Sheet (PCDS) ein standardisiertes Datenblatt über die kreislaufwirtschaftlichen Eigenschaften von Produkten. In einem aktuellen DBU-Projekt wollen die drei Partner ihre Ansätze synchronisieren, um so einen automatisierten Austausch von Daten entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette zu ermöglichen.

Kategorien Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, News, Politik, Verbraucher, Wirtschaft Schlagworte Kreislaufwirtschaft, Textilwirtschaft

EU-Reform des Emissionshandels Wer künftig In der EU CO2 ausstößt, muss künftig mehr dafür bezahlen: Um die Kohlendioxidemmissionen schneller zu reduzieren, reformiert die EU den Emissionshandel, begleitet durch einem milliardenschweren Sozialfonds. Nach rund 30 Stunden Verhandlungen hatten sich Vertreter des EU-Parlaments und der Mitgliedstaaten in der Nacht auf den 18.12.2022 auf wichtige Teile des Klimapakets „Fit for 55“ verständigt, so Astrid Corall, ARD-Studio Brüssel, auf tagesschau.de. CDU-Europaabgeordneter Peter Liese: „Das war wirklich ein historischer Moment. Wir haben es geschafft, uns auf das größte Klimaschutzgesetz aller Zeiten zu einigen – mindestens in der EU – einige sagen weltweit.“

„Wichtiger Beitrag für Sicherheit“ Bundeskanzler Scholz hat am 17.12.2022 in Wilhelmshaven feierlich Deutschlands erstes (schwimmendes) Flüssigerdgas-Terminal, die Höegh Esperanza, eröffnet. Dabei hob er die Errichtung in Rekordzeit von zehn Monaten hervor. Das LNG-Terminal sei ein „ganz wichtiger Beitrag für unsere Sicherheit“. Mit LNG-Terminals werde die Gasversorgung „unabhängig von den Pipelines aus Russland“, sagte Scholz in einer Rede auf dem Spezialschiff „Höegh Esperanza“. Das Terminal sei ein „wichtiger Beitrag für unsere Sicherheit“.(Foto: LNG-Tanker – © Ken Hodge, wikimedia commons, Flickr: LNG Carrier Fuji Lng, CC BY 2.0)

Kabinen auf Kreuzfahrtschiffen sollen nachhaltiger werden Die Leuphana Universität Lüneburg ist Mitglied des Konsortiums EcoCab. Das Projekt zielt darauf ab, Ansätze für nachhaltige, autarke und kreislauffähige Passagierkabinen auf Kreuzfahrtschiffen zu entwickeln. Die Ergebnisse wurden jetzt auf der Statustagung Maritime Technologien des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in Berlin vorgestellt.

Ein CO2-Grenzausgleich, mit dem klimaschädliche Importe aus Nicht-EU-Ländern mit Zöllen belegt werden, kommt Mit über 700 Millionen Tonnen ist die Europäische Union der größte Nettoimporteur von CO2-Emissionen weltweit. Emissionen, die bislang anders als in der EU hergestellte Produkte, nicht mit einem CO2-Preis versehen werden. In der Europäischen Staatengemeinschaft sorgt das Emissionshandelssystem (Emissions Trading System – kurz ETS) dafür, dass die Herstellung von Produkten mithilfe fossiler Brennstoffe teurer ist, da Industrie und Energiewirtschaft Zertifikate für den Ausstoß von Kohlendioxid erwerben müssen. Nach mehreren Reformen zog der Preis für Zertifikate in den letzten Jahren deutlich an. Manuel Grisard – energiezukunft – hat sich das Ringen von EU-Kommission und -Parlament für einen CO2-Grenzausgleich näher angesehen.

Warum die Blütenträume des Öko-Kapitalismus nicht reifen Die Illusionen der Green Economy, die Wunschvorstellung einer Energiewende und ein ungebrochener Glaube an technische Antworten auf Zukunftsfragen: Der grüne Kapitalismus hat Konjunktur. Doch er kann sein Versprechen, Ökonomie und Ökologie zu versöhnen, nicht halten. Es erweist sich als unmöglich, die ökologische Krise im Rahmen einer Wachstums- und Plünderungsökonomie zu überwinden. Das Karussell aus Naturzerstörung, Beschleunigung und Aufrüstung dreht sich weiter. Im November ist „Grüne Gier – Warum die Blütenträume des Öko-Kapitalismus nicht reifen“ von Wigbert Tocha im Oekom Verlag erschienen.

Giftiges Cyanidmolekül greift Enzyme an, ermöglicht aber auch neue Einblicke in Katalyse In der Natur sind bestimmte Enzyme, sogenannte Hydrogenasen, in der Lage, molekularen Wasserstoff (H2) zu produzieren. Spezielle Arten dieser Biokatalysatoren, sogenannte [FeFe]-Hydrogenasen, sind äußerst effizient und daher für die biobasierte Wasserstoffherstellung von Interesse. Obwohl die Wissenschaft bereits viel über die Funktionsweise dieser Enzyme weiß, sind einige Details noch nicht vollständig geklärt. Eine Wissenslücke konnte die Arbeitsgruppe Photobiotechnologie der Ruhr-Universität Bochum um Dr. Jifu Duan und Prof. Dr. Thomas Happe schließen. Die Forschenden zeigten, dass externes Cyanid an die [FeFe]-Hydrogenasen bindet und die Wasserstoffbildung hemmt. Dabei konnten sie eine strukturelle Veränderung in der Protonentransportbahn nachweisen, die die Kopplung von Elektronen- und Protonentransport verstehen hilft. Sie berichten in der Zeitschrift „Angewandte Chemie“ vom 04.12.2022.

Planbarkeit bei Förderungen notwendig Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat ihr diesjähriges Monitoring zum Hochlauf alternativer Antriebe im deutschen Pkw-Markt veröffentlicht. Demnach sind die gesamten Pkw-Neuzulassungszahlen in den ersten drei Quartalen 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum von über 2 Millionen auf weniger als 1,9 Millionen Pkw zurück gegangen, womit sich der mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie eingeläutete Zulassungsrückgang weiter fortsetze, heißt es in der dena-Pressemitteilung vom 16.12.2022.